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1. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 127

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
Asien. 127 regiert, heißt „der Sohn des Himmels". Die Be- amten (Mandarinen) haben große Vorrechte und üben eine tyrannische Macht und Willkührherrschaft über das Volk aus. Es herrscht übrigens große Entsittlichung und die Masse des Volkes befindet sich im Zustande tiefsten Elends, das durch schreck- liche Bürgerkriege noch erhöht wird. — Die Schrift- sprache der Chinesen ist eine eigenthümliche. Für jedes Wort haben sie ein besonderes Zeichen und die Schriftsprache ist daher sehr schwierig zu erlernen. o) Die Chinesen sind nicht nur eins der ältesten, sondern auch der merkwürdigsten Culturvölker der Erde. Sie sind fleißig, klug, gewerbthätig, erfind- sam, unternehmende Handelsleute, dabei aber listig, heuchlerisch, auf ihre eingebildeten Vorzüge kindisch stolz, gegen Fremde hochmüthig und mißtrauisch. Viele Erfindungen, z. B. die des Schießpulvers, haben sie früher als die Europäer gekannt, sie verachten aber jeden Fortschritt und stehen daher genau auf derselben Stufe der Bildung, auf welcher sie vor Jahrtausenden standen, auch ist es ihnen gar nicht erlaubt, von dem Herkommen und der alten Sitte abzuweichen. — Früher wurde die strengste Ab- schließung gegen alle Fremde (Barbaren) beobachtet und dadurch der Handelsverkehr erschwert; Europäer durften damals nur nach dem Hafen von Canton kommen. Doch wird China jetzt seit dem letzten Kriege mit den Franzosen und Engländern, zum Theil durch Zwang, dem Handelsverkehr mit Europa mehr erschlossen. Von großer Bedeutung ist außer dem Ackerbau die Industrie. Die Fabrication von Poreellan, von Seiden- und Baumwollenwaaren (Nan- king), von Elfenbein- und Schildpattarbeiten, von lackirten Maaren, von feinem, festen Papier und vielen andern Dingen ist zur größten Vollkom- menheit gelangt. Von besonderer Bedeutung ist der a

2. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. III

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
Vorwort. In einer Reihe von Jahren habe ich beim geo- graphischen Unterricht in der Sexta und Quinta der hiesigen Domschule mit Nutzen das kleine Lehrbuch von Professor Jngerslev zu Grunde gelegt und bin ich daher gerne bereit gewesen, auf geschehene Auf- forderung mich einer nothwendigen und zeitgemäßen Umarbeitung des Buches zu unterziehen. — Indem ich nun der Schule das so entstandene neue Buch übergebe, erlaube ich mir, Eins hervor- zuheben, daß nemlich die Umarbeitung namentlich in Beziehung auf die physische Beschreibung der ein- zelnen Länder stattgefunden hat, indem ich es für zweckmäßig hielt, in dieser Hinsicht eine solche Er- weiterung eintreten zu lassen, daß das Buch auch für eine Quarta ausreichend sein würde. Nach meinem Dafürhalten konnte bei der Be- nutzung des Buchs in Gymnasien und Realschulen der Stoff etwa in folgender Weise auf die drei untern Classen, wenn jede einen einjährigen Cursus hat, vertheilt werden: In Sexta. Das Wichtigste aus der Einleitung und Europa. Was aber die Beschreibung der phy-

3. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 1

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
Einleitung. i. §. 1. Die Geographie oder Erdbeschrei- bung ist die Wissenschaft, welche sich mit der Be- schreibung der Erde beschäftigt. Vorzugsweise lernen wir durch sie die Beschaffenheit und den Zustand der Oberfläche der Erde kennen: denn das Innere der Erde ist uns nur sehr wenig bekannt, und was wir darüber wissen oder vernruthen, gehört einer anderen Wissenschaft (der Geologie) an. Dagegen gehört zur Geographie einige Kenntniß von dem Z u- stande der in jedem Theile der Erde lebenden Menschen, welcher in vielen Beziehungen von der natürlichen Beschaffenheit abhängt (die Beschaffenheit des Erdbodens, das Klima, die Thier- und Pflan- zenwelt üben an jeder Stelle auf die Verhältnisse der Menschen einen bedeutenden Einfluß aus). Hülfsmittel bei dem geographischen Unterrichte sind: a) ©loben (Erdkugeln), d. h. künstliche Kugeln, welche die Gestalt des Erdballs darstellen, und auf welchen die Haupt- theile ihrer Oberfläche abgebildet sind, b) Landkarten, d. h. Grundrisse, welche, auf Papier o. dgl. gezeichnet, einen (größeren oder kleineren) Theil der Erdoberfläche darstellen, indem die kugelförmige Wölbung als scheibenartige Fläche gedacht und abgebildet wird. Jene Grundrisse entsprechen natürlich bei weitem nicht der wirklichen Größe der abge- bildeten Gegenstände. Wenn aber nur der Maaßstab, wo- nach die Theile der Erdoberfläche dargestellt sind, bei allen derselbe bleibt, so lassen sie dennoch jeden verzeichneten Punct und Gegenstand in seiner richtigen Lage und ver- hältnißmäßigen Größe erscheinen. Grünfeld, Geographie. I

4. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. IV

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
Iv Vorwort. sischm Beschaffenheit betrifft, so hätte man sich in dieser Claffe auf den in der Uebersicht (S. 23—28) gegebenen Stoff zu beschränken, indem bei den ein- zelnen Staaten durchweg die kleineren Abschnitte, welche die Physische Beschaffenheit nebst Klima und Producten ausführlicher behandeln, übergangen wur- den; auch könnte in dieser Claffe das mit kleiner Schrift Gedruckte übergangen werden. In Quinta. Wiederholung der. in Sexta durch- genommenen und dann die übrigen Welttheile iu derselben Weise wie in Vi; jedoch könnte das mit kleiner Schrift Gedruckte mitgenommen werden. In Quarta möge dann das ganze Buch durch- genommen und sorgfältig eingeprägt werden. Ist der ganze Stoff in dieser Claffe geistiges Eigenthum des Schülers geworden, so dürfte eine Grundlage vorhan- den sein, auf welcher in Tertia u. s. w. sicher weiter fortgebaut werden könne. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß das Buch auch in Oberclassen gehobener Volksschulen mit Nutzen beim geographischen Unterricht gebraucht werden könne. Schleswig, den 31. Mai 1867. H. P. H. Grttnftld.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 346

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
346 weicht er auch in vielen Stücken sehr wesentlich von ihnen ab. Er ist ruhiger, als alle übrigen Mitglieder der Katzcnfamilie, und liebt deshalb größere Streifzüge durchaus nicht, sondern sucht es sich so bequem zu machen als möglich. Seine Lebensweise ist eine rein nächtliche, nur gezwungen ver- läßt er am Tage sein Lager. Bei Tage begegnet man ihm äußerst selten; im Walde nur, wenn man ihn durch Hunde auftreibcn läßt; dagegen sieht man ihn einzeln, obgleich selten, von einem erhabenen Punkt Umschau über die Gegend halten, wahrscheinlich um die Beute auszukundschaften. Erst mit der Nacht zeigt er sich allgemein sind kündet durch donnerartiges Brüllen seine Wache und den Beginn seiner Streifzüge an. 69. Das Gebrüll des Löwen. Man begreift, daß alle Thiere, welche diesen fürchterlichen Räuber kennen, vor Entsetzen fast die Besinnung verlieren, sobald sie ihn nur brüllen hören. Dieses Gebrüll ist bezeichnend für das Thier selbst. Man könnte es einen Ausdruck seiner Kraft nennen, es ist einzig in seiner Art und wird von keiner Stimme eines andern lebenden Wesens übertroffen. Die Araber haben ein sehr bezeichnendes Wort dafür, sie nennen es donnern. Be- schreiben läßt sich das Löwcngebrüll nicht. Tief aus der Brust scheint es hervorzukommen und scheint diese zersprengen zu wollen. Es ist schwer, die Richtung-zu erkennen, von woher cs erschallt, denn der Löwe brüllt gegen die Erde hin, und auf dieser pflanzt sich der Schall wirklich wie Donner fort. Unbeschreiblich ist die Wirkung, welche des Königs Stimme unter seinen Unterthanen hervorruft. Die heulende Hyäne verstummt, wenn auch nur auf Augenblicke, der Leopard hört auf zu grunzen, die Affen beginnen laut zu gurgeln und steigen angsterfüllt zu den höchsten Zweigen empor. Die blökende Herde wird todtcnstill; die Antilopen brechen in rasender Flucht durch'- Gezweig ; das beladene Käme el zittert, gehorcht keinem Zurufe seines Treibers mehr, wirft seine Lasten, seinen Reiter ab und sucht sein Heil in eiliger Flucht ; das Pferd bäumt sich, schnauft, bläst die Nüstern auf und stürzt rückwärts; der nicht zur Jagd gewöhnte Hund sucht winselnd Schutz bei seinem Herrn : kurz Freiligrath's Be- schreibung ist vollkommen richtig: „Dem Panther starrt das Rosenfell, Erzitternd flüchtet die Gazell', Eö lauscht Kameel und Krokodil Des Königs zürnendem Äebrüll." Und selbst der Mann, an dessen Ohr zum ersten Mal diese Stimme schlägt, in der Nacht des Urwaldes, selbst er fragt sich, ob er auch Held genug sei dem gegenüber, welcher diesen Donner hervorruft.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 371

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
371 87. Das Kameel. Die eigentlichen Kameele, welche in der Alten Welt leben und mit den Lamas der Neuen Welt eine zusammengehörige Familie ausmachen, sind große mißgestaltete, aber zum Lasttragen sehr geeignete Thiere, welche seit den ältesten Zeiten als Hausthiere dienen. Es giebt zwei Arten dieser Gattung, eimzweibuckeliges, das gewöhnlich Kameel heißt,und ein einbnckeliges, welches auch Dromedar genannt wird. Das zwcibuckclige Kameel, das auch durch einen hohen Scheitel von dem Dromedar unterschieden ist, findet sich minder zahlreich, als das letztere, hauptsächlich nur in den Ländern von Jnnerasien bis an die chinesische Grenze; die Mongolen reisen mit ihm bis zum See Baikal. Es ist größer und kräftiger, als das Dromedar, und verträgt auch mehr Kälte. Die russische Armee führte im Jahre 1814 mehrere mit sich nach Deutschland. In Italien wurde cs durch den Her- zog Leopold von Toskana einge- führt, wo es sich in wenig Jahren vermehrte und zum Nutzen des Landes verwen- det wurde. Die Kameelstuterei befindet sich in der Nähe von Pisa und besteht aus etwa 400 Stück; auch im südlichen Spanien sind sie jetzt einheimisch. Die stärksten tragen eine Last von 12—1500 Pfund. Wenn sie lange gehungert haben, verschwinden fast beide Buckeln, in denen jedoch bei guter Nahrung das Fett sich wieder sammelt. Das Dromedar hat nur einen Höcker und ist weniger häßlich. Es ist über ganz Mittelasien wie hauptsächlich über Nordafrika verbreitet. Der Araber, welcher es das Schiff der Wüste nennt, kann es zur Durch- reise der wasserleeren afrikanischen Wüsten nicht entbehren; das innere Afrika würde ohne das Dromedar noch weit mehr, als es jetzt ist, ein unzu- gänglicher Theil der Erde sein. Schon in ihrer frühesten Jugend werden die Dromedare an Entbehrungen aller Art gewöhnt, zum Niederknieen gebracht und gezwungen, in dieser Lage zu verweilen. Später erhalten sie eine beträchtliche Last aufgebürdet, die einer 24'

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 451

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
451 geflossen. Wie noch heute an flüssigen Harzen sind Blätter und Moose, ja selbst kleine Thiere, namentlich Infecten, aus ihm haften geblieben und überlaufen, so daß sie jetzt wie in einem klaren Glase mit ihren feinsten Theilen aufbewahrt sind. Alle diese Thiere und Pflanzen leben nicht mehr auf der Erde, und da der Reichthum im Bernstein so groß ist, daß man z. B. schon mehr als 200 verschiedene Arten Spinnen, die sämmtlich seitdem von der Erde verschwanden, darin erkannt hat, so hat man fast eine ganze Naturgeschichte des Waldes herstellen können, welcher den Bernstein lieferte, und ersichtlich den Rand des benachbarten finnischen Meerbusens nicht bloß als ein Küstenwald, sondern auch als ein höher aufsteigender Gebirgswald umsäumte. Es giebt keinen Stein, der in alle Gebiete des menschlichen Wissens, in die Naturlehre und die Chemie, die Naturgeschichte der Jetzt- welt und der Vorwelt, ja in die Geschichte und Geographie so bedeutsam hineinragt, als der Bernstein, den man in jeder Beziehung mit Fug den preußischen Edelstein nennen kann. 142. Das Eisen. Die ersten Werkzeuge, deren sich der Mensch bediente, waren sicherlich harte, in ihrer Gestalt zum Schneiden, Sägen, Schöpfen und dergleichen von der Natur dargebotene Muscheln. Nach und nach lernte der Mensch mit deren Hülfe aus Knochen, Horn und Holz sich bessere Geräthe schaben, immer aber fehlte allen die nöthige Härte, Schärfe und Dauer- haftigkeit. Diese erreichte er zuerst durch Steine, welche ähnlich dem Glase zerspringen und dabei scharfe Kanten geben. Dazu nahm er in vulkani- schen Gegenden wahrhaft geschmolzene vulkanische Gl ä ser, in unserem Nordteutschland die Feuersteine, welche an Härte und Dauerhaftigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Erst ganz allmählich lernte der Mensch die Metalle für diesen Zweck benutzen. Von den Metallen kommen nur sehr wenige im gediegenen Zustande in der Natur vor, die meisten anderen sind vererzt, das heißt mit Sauerstoff verbunden, sozusagen verrostet oder mit Schwefel verbunden. Die letzteren, welche man Kiese nennt, sind meist noch metallähnlich glänzend und dadurch die Aufmerksam- keit anlockend, aber sonst in diesem Zustande unbrauchbar, wie z. B. die theils messinggelben, theils bunt angelaufenen Kupfererze. Die verrosteten Metalle dagegen sehen in der Regel wie Steine aus, heißen deshalb auch Eisensteine, Zinnsteine u. s. w. und sind nur durch das hohe Gewicht dem Menschen auffallend, aber in der Regel leicht zu Metall nieder zu schmelzen. Gold, Silber und Quecksilber, die drei wichtigsten edlen Metalle, kommen gediegen vor, das Quecksilber nur in spät eröffneten Bergwerken in kleinen Tröpfchen, das Silber mit anderen Erzen gemeinschaftlich eben- falls nur auf Bergwerken, das Gold aber in Form von Staub, ja selbst in Flittern und großen Brocken im Sande der Flüsse und im gemeinen Lehm nahe den Gebirgen, weil das Waffer diesen über 20 mal schwereren Körper nur bewegen konnte, wo es noch stürmisch floß. 29

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 494

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
494 Edlen große Gutsherrschaften bilden, vertrieben die Bauern aus ihren Dörfern, rissen die Gebäude nieder und machten sich die Uebriggebliebenen dienstbar. Vor allem beförderten dies die verderblichen Kriege, die Naubzüge Waldstein's und Tilly's, worin Dörfer, ja ganze Kirchspiele in Asche gelegt und verödet wurden. Die Hufen blieben unbestellt und lagen wüste. So verschwanden unzählige Dörfer mit ihren uralten Hufen, und manche Güter tragen noch den Namen eines Dorfes und die Kampe derselben den Namen der verschiedenen Feldmarken. — Je größer die Güter wurden, desto mehr Arbeitskräfte gebrauchte man, um sie zu bewirth- schaften. Die Bauern verließen wegen der unerschwinglichen Frohnden bald ihre Hufen, und die Taglöhner, die für geringen Lohn arbeiten mußten, zogen dahin, wo es mehr zu verdienen gab. Da begannen die Gutsherren zu fürchten, daß sie nicht mehr ihre Güter bewirthschaften könnten, und deswegen wurden die Unter- gehörigen an den Grund und Boden, wo sie geboren waren, gefesselt und an die Scholle gebunden; sie durften das Gut nicht verlassen, nicht auswärts Arbeit und Verdienst suchen, mußten dem Herrn bestimmte persönliche Dienste leisten, gegen den Willen derselben keinen andern Beruf lernen, ihm einen Erb- und Unter- thaneneid schwören, d. h. sie wurden leibeigen, ihr Leib ward Eigenthum des Herrn. Wohl gab es viele wohldenkende Gutsbesitzer, die ihre Untergebenen milde und gütig behandelten; andere aber mißbrauchten furchtbar ihre Gewalt und waren menschenfeindlich gegen ihre Leibeigenen gesinnt. So war einmal ein fremder Edelmann bei einem Herrn v. Rumohr auf Rundhof zum Besuch und bemerkte verwundert und mißfällig die silbernen Knöpfe an der Kleidung eines Leibeigenen. „Was meine Bauern haben," antwortete Rumohr, „das werden sie gerne bereit sein mir zu geben, wenn ich es bedürfen sollte." Der Fremde zweifelte daran, da gingen sie eine Wette ein. Im nächsten Umschlag ließ darum der Gutsherr aus Kiel die Nachricht nach Rundhof kommen, er sei im Einlager und bäte, man möge ihm helfen mit Gold und Silber. Da brachten die Bauern alles zusammen, was sie hatten und wollten es ihrem guten Herrn schicken; dieser aber hatte seine Wette gewonnen. Dagegen vertauschten andere ihre Leibeigenen gegen Jagdhunde und spielten statt um Geld, um ihre Untergebenen Karten. Unermeßliche Schläge und Mißhandlungen aller Art hatten die armen Menschen auszustehen und mußten tagelang gefesselt auf einem vor demherrnhause aufgerichteten Esel sitzen. Darum hatten die Leibeigenen auch das Gefühl ihrer menschlichen Würde verloren. „Jk bin man en eegen Minsch," antworteten sie, wenn auf der Landstraße nach ihrer Heimat und Herkunft gefragt wurde. Dagegen war der freie Bauer in den hol- steiuschen Marken ein ganz anderer Mann: Friske, stolte Degen, de ehr Hoved in den Wolken dregen. Schon früh waren die oldenburgscheu Fürsten bemüht, die Leibeigenschaft zu mildern, aber die meisten Gutsherrn weigerten sich, auf ihre Vorschläge einzugehen. Nur wenige waren es, die mit gutem Beispiel vorangingen und deren Namen unser Land mit Stolz nennen darf. Im Jahre 1688 erklärte Christoph Rantzau, Erbherr von Schmool, Hohenfelde und Oevelgönue, der sich früher durch harte Behandlung der Leibeigenen und durch grausame Verfolgung vermeintlicher Hexen hervorgethan hatte, daß er den elenden Zustand der ewigen Leibeigenschaft mit

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 495

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
495 großem Mitleiden bei sich erwogen und es der Natur und der Vernunft zuwider befunden habe, daß Christen eine solche Gewalt über ihre Mitmenschen, Brüder und Schwestern ausübten, und stellte für sich und seine Erben allen seinen Leib- eigenen Freibriefe aus. Im Jahre 1740 folgte ihm der Graf Hans Rantzau auf dem Gute Aschberg und bald viele andere, worunter sich der Besitzer von Eckhof, Graf Holk, durch seine edle und menschenfreundliche Gesinnung auszeichnete. Er trug für einen guten Volksunterricht Sorge, belohnte den Fleiß seiner Bauern und ihrer Frauen durch Ertheilung von Prämien und, ehe er durch eine große Feier- lichkeit am 15. Oktober 1786 alle aus der Leibeigenschaft entließ, hatte er sich den ganzen Sommer über bemüht, die Leute über ihre künftige Freiheit aufzuklären. Schon hatte auch die Regierung, um neue Dörfer zu gründen, viele Domänen (Staatsgüter) niedergelegt, in kleine und größere Parzelen getheilt, verkauft und in Erbpacht gegeben. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aber gedachte der edle Prinz-Regent, der spätere König Friedrich Vi., und sein trefflicher Minister Graf Andreas Peter von Bernstorf, ganz und gar die Leibeigenschaft aufzuheben. „Es scheint mir", sagte der Prinz einem Grasen Reventlow, der ihm über den Zustand der Leibeigenen Bericht erstattete, „als ob man in einer so wichtigen Sache keinen Tag verlieren darf; kann man nicht ebenso gut heute anfangen zu arbeiten, als morgen?" Im Königreich konnte er, als unbeschränkter Herrscher, ohne weiteres verordnen, daß die Leibeigenschaft mit dem 1. Januar 1800 aufhören solle; in den Herzogthümern aber mußte er nach den Rechten des Landes erst die Ritter- schaft fragen. Der Graf Bernstorf benutzte seine Reisen nach Holstein und seinen Aufenthalt auf seinen Gütern, die Sache bei seinen Standesgenosfen in Anregung zu bringen. Nach langen Unterhandlungen ward endlich auf Grund königlicher Resolution am 19. Dezember 1804 die Verordnung veröffentlicht, worin es heißt: „Damit der fleißige Landmann noch mehr Gelegenheit erhalte, sich und den Seinigen durch Feldbau Unterhalt zu verschaffen und Vermögen zu erwerben: Ist die Leibeigenschaft in den Herzogthümern Schleswig und Holstein vom 1. Januar 1805 an gänzlich und für immer abgeschafft, ohne irgend eine Ausnahme." Also wurden durch des Königs Gnade 20,000 Familien frei. 19. Aus der Zeit der deutschen Freiheitskriege. 1. Sine Stimme aus Schleswig. Der räuberische Ueberfall Kopenhagens von Seiten der Engländer im Sep- tember 1807, erzählt der Flensburger Elvers, hattedänen, Norweger undschles- wig-Holsteiner gleich tief erbittert, die Erinnerung an die glorreichen Apriltage im Jahre 1801 und an den rühmlichen Kampf mit Nelson von neuem geweckt und die Liebe zu König und Vaterland gestärkt und gekräftigt, so daß die schweren Verluste, welche eintraten, mit Geduld ertragen, die großen Opfer, die man forderte, freudig dargebracht wurden, und alle sich nur um so inniger an den ge- liebten Kronprinzen und späteren König Friedrich Vi. anschlossen. Dennoch war das Verhältniß Schleswig-Holsteins zu England durch Volksart und Abstammung, sowie durch Handel und Verkehr zu alt und innig, als daß eine dauernde feindliche Entfremdung Raum gewinnen konnte. Dazu kam, insbesondere in den deutschen Elementen Schleswig-Holsteins, der durch die Gewaltthätigkeiten in Deutschland hervorgerufene Haß gegen Napoleon, welcher sie um so geneigter machte, die von England widerfahrene Unbill zu vergessen und zu vergeben und nun mit ihm und

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 498

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
498 20. Slsmus Jacob Carstens, der Maler. Asmus Carstens wurde im Jahre 1754 am 10. Mai zu Sanct Jürgen, einem kleinen Dorfe nahe bei Schleswig, wo sein Vater Müller war, geboren. Seine Mutter war die Tochter eines Advocaten in Schleswig und hatte in ihrer Jugend eine vorzügliche Erziehung erhalten, welche sie in den Stand setzte, ihre Kinder besser zu erziehen, als sonst unter den Dorfbewohnern damaliger Zeit zu geschehen pflegte. Asmus ging bis in sein neuntes Jahr, wo sein Vater starb, in die Schule seines Heimatdorfes und wurde dann von seiner sorgsamen Mutter in die Domschule des nahen Schleswig geschickt. Mittags sollte er bei einem Ver- wandten in der Stadt speisen, aber das gefiel ihm nicht, und er bat seine Mutter, ihm täglich sein Mittagsessen, Butterbrot und Obst, mitzugeben, welches er dann meistens in der nahen ofienen Domkirche verzehrte. Bald ward der Dom wäh- rend seiner freien Mittagsstunden sein Lieblingsaufenthalt. Hier sah er schöne Gemälde von dem Maler Jurian Ovens aus Tönning, die ihn bald so fesselten, daß er, während seine Kameraden auf dem Kirchhofe spielten, mit seinem Butter- brot in den Dom schlich und über Stühle und Bänke hinwegkletterte, um die wundersamen Gemälde in der Nähe zu schauen. Da vergaß er denn alles um sich her; ein heißer Wunsch, auch einmal so etwas machen zu können, erfüllte ihn, und oft betete er mit inniger Sehnsucht, Gott möge ihm die Gnade verleihen, daß er auch einst zu seiner Ehre so herrliche Bilder malen könne. So erwachte in ihm zuerst der Hang zur Kunst und er begann, alle Gegenstände, die ihm vor- kamen , am liebsten aber Gesichter zu zeichnen. Alle Leute, die ihm nahe kamen, mußten ihm sitzen, und meistens gelangen seine Nachahmungen so kenntlich, daß er bald unter den Leuten im Dorfe, die dergleichen niemals gesehen hatten, ein großes Aufsehen mit seiner Kunst erregte. In der Schule aber stand es dafür desto schlechter mit seinem Ruhme. Sein Geist war gewöhnlich abwesend entweder im Dom bei Jurian Oven's Gemälden oder zu Hause bei seinen Farbenmuscheln. Er lernte nie rechnen, und der Rechen- meister fand öfter Gesichter und Figuren, als Zahlen auf seiner Tafel. Er wußte unter den Lernenden immer am wenigsten, und weder Scheltworte noch Drohungen vermochten ihn aus seiner anscheinenden Geistesträgheit aufzurütteln, so daß die Lehrer ihn für einen erzdummen Jungen hielten. So verließ Carstens mit 16 Jah- ren die Schule so unwissend, daß er in der Folge wenig oder nichts von dem dort Gelernten zu vergessen hatte. Seine Rückkehr in's elterliche Haus war von dem festen Entschlüsse begleitet ein Maler zu werden, und seine treffliche Mutter willigte gern in sein Verlangen und wollte ihn bei einem berühmten Maler Tischbein aus Kassel ausbilden lassen. Dieser aber verlangte, daß er während der ersten Jahre zugleich die Stelle eines Bedienten vertreten und hinter der Kutsche stehen solle, wenn er ausfahre. Das wollte Asmus nicht, und deshalb zerschlugen sich die Unterhandlungen. Ehe aber seine Mutter einen andern Lehrer gefunden hatte, starb sie und ließ ihre Kinder als Waisen zurück. Die Mühle ward verkauft, und den Kindern, die das väter- liche Haus verlassen mußten, wurden Vormünder gesetzt. Diese wollten nun nicht zugeben, daß ihr Mündel sich einer nach ihrer Meinung so brotlosen und unnützen
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